Schobesberger auf Augenhöhe mit Hans Krankl & Austria am (Ebbe) Sand

Klare Linie vs. Suche nach Konstanz 

In letzter Zeit kann man gut erkennen, dass Rapid unter anderem deshalb so erfolgreich ist, weil der Verein langfristig plant.
Dem Trainerteam wird das Vertrauen ausgesprochen, sie bekommen Zeit, um der Mannschaft ihre Spielphilosophie zu vermitteln. Das Team wird kontinuierlich verbessert. Auf dem Platz wissen die Hütteldorfer fast immer, wie sie sich gruppentaktisch verhalten sollen, der Spielaufbau hat internationales Niveau erreicht.
Er erfolgt in der Regel über das Zentrum, die weit aufgerückten Außenverteidiger geben dem Spiel der Wiener als zusätzliche offensive Anspielsituationen die nötige Breite.
Der Fußball Rapids ist nicht nur schön anzuschauen, ich bin auch davon überzeugt, dass in den nächsten Jahren nationale Titel gewonnen werden.

Die Austria befindet sich hingegen nach dem Wechsel von Peter Stöger zum 1. FC Köln auf der Suche nach einer klaren Linie und passenden Spielphilosophie. Auf den neuen Trainer wartet keine leichte Aufgabe, vielversprechende Kandidaten, wie Gerald Baumgartner und Nenad Bjelica sind zuletzt gescheitert.
Niemandem wurde das Vertrauen für einen wirklich langen Zeitraum ausgesprochen.

Nach zerfahrenen ersten 20 Minuten hat Rapid immer mehr das Kommando übernommen, taktisch gut gespielt und die besseren Torchancen vorgefunden. Die Austria kam danach nicht mehr im Spiel – der Ausgleich in der 52. Minute durch De Paula fiel wie aus dem Nichts.

Vor allem in der ersten Halbzeit ist die Austria schlecht in die Zweikämpfe gekommen und hatte dadurch wenig Ballbesitz. Es hat zwar viele PressingMöglichkeiten gegeben, um in Ballbesitz zu kommen, hier hat aber das gruppentaktische Verhalten der Austria nur selten gestimmt – die Veilchen sind am Sand und ich bin sehr gespannt, ob sie sich im SamsungCupFinale anders präsentieren werden!

Maric vs. Hadzikic

Beide Mannschaften haben in diesem Wiener Derby auf junge Tormänner gesetzt. Der 19-jährige Austria-Torman Osman Hadzikic machte recht früh einen Fehler. Bei einem Abschlag traf er den Ball nicht richtig und servierte Rapid damit eine gute Chance. Robert Beric konnte diese zwar nicht nutzen, Hadzikic kam danach aber nicht mehr richtig ins Spiel und zeigte öfters Unsicherheiten. Hier sieht man, wie stark sich ein einziger Fehler auf das Spiel eines jungen Tormanns auswirken kann – ich halte Osman Hadzikic für einen sonst sehr talentierten Schlussmann.

Völlig anders verlief die Partie für Rapid-Schlussmann Marko Maric. Er wehrte – ebenfalls recht früh im Spiel – eine vor ihm aufgesprungene Suttner-Flanke mit einem guten Reflex ab. Durch diese starke Parade agierte Maric im weiteren Spiel mit viel Selbstvertrauen – beim Gegentor war er chancenlos.

Schobesberger vs. Krankl  

Hervorzuheben ist wieder einmal die Leistung des jungen Philipp Schobesberger, der einen  alten Rekord von Hans Krankl eingestellt hat, weil er in sieben aufeinanderfolgenden Spielen getroffen hat.

Auch Steffen Hofmann befindet sich im Form-Hoch. Er spielt nicht nur stark, sondern zeigt sich auch vom Elfmeterpunkt aus sicher. Nach dem verwandelten Elfer im Spiel gegen die Austria hat er von den letzten 34 Elfmetern 30 verwandelt und jetzt 14-mal in Folge vom Punkt getroffen.

„No balls, no games“ – Euer Helge.

Neuer – Buffon – Casillas – Ter Stegen, aber wer ist der Beste?

Neuer Manuel: 68% Abgewehrte Bälle

#Allgemein:
Die schlechteste Fangquote ist aufgrund seiner modernen Interpretation des Torwartspiels wenig überraschend.
Vermeintlich einfache Bälle aufs Tor werden von ihm bereits in der Raumverteidigung entschärft – u.a. durch sensationelles Flankenspiel und das Ablaufen vertikal gespielter Bälle!

#Stärken:
○ mentale Belastbarkeit
○ konsequente Ausführung der Entschärfungsaktionen – führt dadurch auch alle Teilbereiche sehr gut aus!
○ fußballerische Fertigkeiten – insbesondere seine beidbeinigkeit, Ball an und Mitnahme!

#Schwäche:
Zu hohe Risikobereitschaft!

Ter Stegen Marc Andre: 76% Abgewehrter Bälle
#Allgemein:

Trotz fehlender Spielpraxis ist er Leistungsträger in der Champions League.  Glänzt mit sensationellem Spielaufbau und war Barcas Lebensversicherung in engen Partien. Sein modernes Torwartspiel passt perfekt zur Spielweise vom FC Barcelona.

#Stärken:
○ Spielaufbau
○ fußballerische Fertigkeiten
○ Physis

#Schwächen:
Wenig Routine auf internationalen Parkett

Casillas Iker: 84% Abgewehrter Bälle

#Allgemein:
Ein starkes bröckelndes Denkmal im Madrider Abwehrbollwerk.
In unmittelbarer Vergangenheit waren seine Fehler und Unsicherheiten den Paraden ein Dorn im Auge.
Nichts desto trotz hält man in Madrid an ihm fest. Es liegt an ihm das Vertrauen mit Paraden und souveränen Partien dem Betreuerteam und dem Vereinsumfeld zurückzugeben. Fußball ist ein Tagesgeschäft und Erfolge sowie Misserfolge aus der Vergangenheit können in wenigen Sekunden nahezu ausgelöscht sein.

#Stärken:
○ Demut im spiel
○ Antizipationsfähigkeit
○ risikoloses unspektakuläres Torwartspiel

@Schwächen:
○ zu passives auftreten für einen Topstar und Kapitän
○ Flankenspiel
○ physische Komponente

Buffon Gianluigi: 85% Abgewehrter Bälle
#allgemein:
Die beste Fangquote verdankt er zu einem gewissen teil seiner kompakten defensive, die kaum Schüsse aus aussichtsreicher Position zulässt. Sein ständiger Fokus auf die wesentlichen Situationen gibt der Mannschaft unglaublich viel halt und vertrauen.

@Stärken:
°Ausstrahlung/Präsenz
○ Routine
○ mentale Stärke und innere Ruhe
#Schwächen:
○ fußballerische Fähigkeiten
○ Spielaufbau Persönliches Ranking:

1. Neuer ist in nahezu allen Teilbereichen der beste Keeper und passt mit seiner Spielweise auch perfekt zum deutschen Rekordmeister. Im vergleich mit Ter Stegen schätze ich Neuer (noch) um eine Klasse besser ein, allen voran aufgrund seiner Erfahrung und vor allem Aufgrund des Respektes vom Gegner gegenüber ihn.
Er hat in schwierigen Spielen schon sehr oft seine Fähigkeiten unter beweis gestellt.

2. Buffon 
Die konträre Spielweise von Buffon würde zwar nicht ins Spielaufbau-Konzept von den Vereinen der deutschen Torhüter passen, jedoch sehr wohl in jenes der alten Dame.
Seine unglaubliche Ausstrahlung und die ständige ruhe in allen Phasen des Spiels ist einsame Weltspitze.
Er unterstützt die routinierte Mannschaft vor allem mit seiner Anwesenheit.
Mental für mich der beste Torhüter – daher auch im ranking an zweiter Stelle.

3.Casillas bekam den Vorzug gegenüber Ter Stegen unter anderem aufgrund seiner Erfahrung. Sein risikoloses Spiel ist ein Meilenstein in der Madrider Defensive. Casillas hat zwar mit 2 Fehlern im spiel gegen Schalke gewisse Schwächen vermuten lassen – diese blieben aber unbestraft und daher überwiegen die souveränen Partien in der Gruppenphase.
Seine Erfahrung vom bestreiten mehrerer Finalpartien hat schlussendlich den Ausschlag für den dritten Platz gegeben.

Ter Stegen ist in der Spielanlage Manuel Neuer am ähnlichsten und fast noch eine Spur besser! Er wird daher auf kurz oder lang auch in der spanischen Meisterschaft Barcas Nummer 1 sein.
Im Quartett bekommt er den vierten Platz zugesprochen.
Er ist sehr unscheinbar und könnte für meinen Geschmack ein bisschen mehr aus sich herausgehen.
Ihm fehlen noch die großen Erfolge um einen Platz ganz ganz vorne verdient zu haben. Auf lange Sicht bin ich aber der Überzeugung, das er das Potenzial hat, auch einmal Welttorhüter zu werden!

#noballnogames
Euer Helge

Warum man für Schobesberger ein Kleinmoped benötigt & einige andere mentale Aspekte

Sturm Graz – Rapid Wien  

Die beiden Teams lieferten sich ein Duell auf hohem Niveau, das keinen Sieger fand und mit 2:2 endete – der Kampf um den zweiten Tabellenplatz bleibt damit spannend.
Es war ein Match auf internationalem Niveau. Hätte dasselbe Spiel in England stattgefunden, gäbe es von den Medien einstimmige Lobeshymnen.
Rapid ist sehr aggressiv in die Partie gestartet und hatte zunächst mehr Spielanteile. Die Wiener sind schon beim Aufwärmen zu ihren Fans gelaufen, um sie zu begrüßen – Anhänger und Spieler haben sich gegenseitig „aufgezuckert“ die Atmosphäre war phantastisch – Rapid und Sturm haben bekanntlich die besten Fans Österreichs.

Foda muss Abwehr umstellen 

Sturm-Trainer Franco Foda musste seine Abwehr umstellen, weil die Außenverteidiger Martin Ehrenreich und Christian Klem ausgefallen sind. Deshalb spielten mit Igor Oschchypko und Wilson Kamavuaka zwei Spieler in der Verteidigung, die derzeit über wenig Spielpraxis verfügen.
Das war beim ersten Tor der Hütteldorfer gut zu sehen: Nachdem Schrammel den Ball sehr weit eingeworfen hatte, hat Beric den Ball verlängert und damit gleich acht Grazer ausgespielt.
Der Assistgeber Steffen Hofmann ist von Wilson zu halbherzig attackiert worden – er war sich in dieser Situation nicht sicher, ob er Hofmann angreifen oder hinten bleiben soll.
Auch Oschchypko hat beim Gegentor keine gute Figur gemacht, weil er den schnellen Schobesberger aus den Augen verloren und damit auch das Laufduell gegen ihn verloren hat.
In dieser Situation hätte er auch nicht hineinrutschen dürfen. Um Schobersberger einzuholen, braucht man eigentlich schon ein Kleinmoped.
Wenn man grätscht, muss man sich sicher sein, dass man den Ball auch trifft.

Im Laufe des Spiels konnten sich die beiden Verteidiger aber steigern.

Standard-Schreck Piesinger trifft

Der Ausgleich der Grazer kam wie aus dem Nichts – auch er ist durch einen schweren Abwehrfehler entstanden. Simon Piesinger hat vor dem Spiel bereits sieben mal nach Standardsituationen getroffen, in dieser Hinsicht ist er bei Sturm der Nachfolger von Nikola Vujadinović.
Die Hintermannschaft der Rapidler hat ihn sträflich vernachlässigt – man muss aber auch sagen, dass der Freistoß von Thorsten Schick super getreten wurde.
Sturm hat bereits zwölf Tore nach Standardsituationen erzielt – das ist LigaSpitzenwert.

Nach dem Ausgleichstreffer wurde Sturm aktiver – das Tor war wie eine Initialzündung, die beiden Mannschaften begegneten sich auf Augenhöhe.

Gratzei lässt sich von „Halbfehler“ nicht verunsichern!

Die zweite Halbzeit gestaltete sich ähnlich, wie die erste. Rapid war in den ersten 15 Minuten viel aktiver, hatte deutlich mehr vom Spiel und ging auch völlig verdient wieder in Führung – durch einen sensationellen Weitschuss von Thanos Petsos.
Christian Gratzei hat nach dem Spiel gesagt, dass ein Tormann heutzutage weiter vorne stehen muss, weil er mit Steilpässen spekulieren muss. Damit hat er schon recht, es ist aber auch wichtig im Auge zu behalten, wer an den Ball kommt.
Es ist bekannt, dass Petsos einen guten Schuss hat und immer wieder für ein Tor aus der Distanz gut ist. Beindruckend war aber, dass Gratzei sich davon nicht aus der Ruhe bringen ließ, konzentriert weiterspielte und mit einigen starken Paraden das Unentschieden festhielt.

Fodas Handschrift 

Sturm hat – wieder wie aus dem Nichts – ausgeglichen und ist dann wieder besser ins Spiel gekommen. Das Tor ist durch eine Spielweise eingeleitet worden, die Foda bei den Grazern wieder eingeführt hat:
Der Ball wurde über mehrere Stationen kontrolliert nach vorne gespielt und im Angriffsdrittel mit One-Touch-Pässen schnell weitergeleitet – ein Angriff, wie aus dem Lehrbuch.
Daraufhin ging es hin und her. Rapid hat zwar mehr Torschüsse abgegeben, die Grazer waren nach dem erneuten Ausgleich trotzdem ebenbürtig.

Hervorheben möchte ich bei den Wienern Steffen Hofmann und Philipp Schobesberger.
Während Schobersberger mit seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke eine große Zukunft blüht, kämpft Hofmann noch immer bis zum Umfallen – trotz seiner 34 Jahre.

#noballsnogames
Euer Helge