Das Dasein als Fan

Liebe Freunde,

Folgendes Thema ist mir eine Herzensangelegenheit: das Dasein als Fan.
Wir kennen alle dieses Gefühl, die Stadionatmosphäre die einen packt, die Kurve die bebt, die Leidenschaft für den eigenen Verein, die so stark in einem brennt.
Dafür lebt man als Fan, als Spieler, ja, auch als Kommentator & Experte.

Es ist diese Energie, die Matches so unvergesslich macht, die die Spieler noch einmal alles geben lässt bis zum Schluss, die Menschen zusammenbringt auf den Rängen.
Aber leider ist es auch die selbe Kraft, die derzeit ohne Kontrolle nicht mehr eint, sondern spaltet.
Die einen pusht, aber nicht in einem guten Sinne.
Die einem mehr Kraft kostet, als sie einem Power gibt.
Kraft, Leidenschaft und Energie sind wichtige Aspekte im Leben, die uns im Leben kämpfen, Ziele erreichen lassen, egal ob privat, im Sport oder im Beruf.
Aber mit dieser Power geht wie gesagt auch eine Verantwortung einher, später mit dem Alter auch eine Vorbildfunktion.

Es ist okay seine Leidenschaft zu leben, sich auch einmal aufzuregen, Frust zu schieben.
Aber es ist nicht okay veritable Kriegserklärungen an andere Fans, darunter Familien, und Spieler zu verkünden.
Angst statt Leidenschaft zu schüren. Wieder da anzukommen, wo wir seit der Katastrophe von Heysel Gott sei Dank weg sind.

Denkt immer daran, daß wir alle Verantwortung dafür tragen, daß dieser Sport, unser Lebenssinn auch jenen zuteil werden soll, die jetzt noch zu KLEIN sind um in der Kurve zu stehen.

Die diese grandiosen Fußballfeste auch noch erleben wollen.

Pyrotechnik? Okay, aber nicht um jeden Preis! Gewalt? Niemals!

Dafür gehört es nicht viel, nur unsere Liebe als Fans in die richtigen Bahnen zu lenken, damit wir alle weiterhin ohne Angst, unnötige Kontrollen und Einschränkungen diese wunderbare Fußballkultur feiern können!

Euer Helge

11 Gedanken zu „Das Dasein als Fan

  1. helge, deine gedanken sind hervorragend. du warst ein super tormann, nun aber trägst du für ein vernünftiges miteinander auf dem platz und auf den rängen dazu bei, daß
    es möglich sein muß, ohne haß und hetztereien auszukommen ! bravo !

  2. 100%-ig OK! Aber das ist eine Rechnung ohne den Wirt.

    Der Preis für den Zusammenhalt einer so großen und noch dazu so heterogenen Gruppe wie die des Block-West erfordert eine gewisse Religiosität, die punktuell in Radikalität ausartet. Mit „Religiosität“ meine ich, dass man die Haltung der Gruppe als die eigene annimmt. Man gibt sozusagen das Hirn beim Betreten des Blocks ab. Der Block fordert eine bedingungslose Unterordnung des Einzelnen unter das jeweilige Motto. Der im Grantler-1 publizierte Codex lautet: „Die einzig geduldete Politik ist die der Kurve.“ Es wird nicht gesagt, wer diese Politik vorgibt, aber diese Personen-Gruppe in der Block-West-Hierarchie wäre Dein Gesprächspartner.

    Im Andachtsraum von Rapid oder im Begriff „St. Hanappi“ wurde das religiöse Element im Fußball in einer Art „Religion light“ vom Verein adoptiert. Dessen militante Version kann man bei allen Spielen durch die Äußerungen des Blocks studieren. Es ist etwa die Relation „Islam“ – „Islamismus“, die wir hier im Fußball abgebildet sehen. Auf der einen Seite der „Gebrauchskatholik“ auf der anderen der „Kreuzritter“.

    Wer Religion predigt, wird (auch) Radikalität ernten. Das können sie, Religionen. Ausnahmslos. Und nicht nur Religionen, das können Gruppen ganz allgemein.

    Es ist eine motivatorische Meisterleistung, 8000 Personen dazu zu bringen 90 Minuten lang eine Messe zu zelebrieren. Ich selbst bin auch fasziniert vom kollektiven Auftreten des Blocks. Aber das hat eben seinen Preis in einem ständigen Konflikt zwischen Vernunft, gegeben durch einen gewissen Pragmatismus des Durchschnittsbesuchers oder zum Beispiel des Vereins und den radikalen Ausdrucksformen des Blocks.

    Kurz: der Block wäre keiner, wenn er nicht durch (ideologisch überhöhte) äußere Feinde zusammengehalten werden würde. („Weststadion“, „Entrup“, „Didulica“, „Austria“, „Vorstand raus“). Auch wenn alle diese Themen gelöst wären, es würden sich neue ergeben müssen, andernfalls diese Gemeinschaft wieder in ihre Einzelteile zerfallen würde.

    Die Frage ist, ob man etwas dagegen tun kann? Aber selbstverständlich könnte man das. Aber man tut es nicht. Rapid verharrt in einer Art Duldungspolitik, man könnte auch sagen, dass man die magische Anziehungskraft dieses Blocks für Fans nicht beschädigen will. Man kann auch sagen dass Rapid sich vornehm zurückhält, denn man muss ja auch bedenken, dass jede öffentlich sichtbare Sanktion negativ auf Marke „Rapid“ wirkt.

    Beispiel 1: Pyro. Beim Cupspiel gegen Karabakh warf jemand aus dem Rapid-Block einen Leuchtkörper zum gegnerischen Tormann. Der Leuchtkörper brannte dort ziemlich lange. Es ist weiter nichts passiert. Wenn es aber einmal einen etwas entschiedeneren Schiedsrichter gibt (oder die Bundesliga ihre Politik gegenüber solchen Aktionen ändert), könnte er das Spiel abbrechen und damit ein Zeichen setzen, das von den Block-Capos nicht so leicht übergangen werden könnte. Man hätte klarerweise gleich auch einen neuen (alten) Feind, die Bundesliga aber das Element der Vereinsschädigung wäre dann doch so groß, dass sich der Block überlegen müsste, ob er nicht von selbst solche Aktionen sanktioniert. Und es geht dabei nicht darum, ob tatsächlich Gefahr bestand oder nicht. Es geht um ein Signal, dass das nicht geduldet wird. Und auf einen groben Klotz gehört eben ein grober Keil, anders kapiert man das nicht.

    Auch beim gestrigen Derby gab es Böller aus dem Rapid-Sektor. Ich erinnere mich daran, dass wir alle in einer Art Geiselhaft nach dem Spiel in Saloniki zu Hause blieben mussten. Das ist aber nur deshalb so, weil man schon damals und auch gestern diese Böllerwürfe keine Folgen haben. Man wird die Werfer wohl persönlich nicht finden; aber man kann das nächste Heimspiel einmal mit einem gesperrten Block-Webst abhalten. Niemand will das eigentlich haben, man schädigt sich ja geradezu selbst aber wer diesen Dingen nichts entgegensetzt, der baut sich hier eine parallele „Vereinsführung“ auf, die mit jedem „unter Den Tisch kehren“ bedenklicher wird.

    Die derzeitige Situation, dass es einerseits Fackeln in allen Spielarten gibt anderseits aber keinerlei Einwände seitens des Vereins, ist für uns Durchschnittsbesucher sonderbar. In einer Zeitung konnte ich lesen, dass bei dem Spiel gegen Chelsea 70 Personen aus dem Block wegen des Verstoßes gegen das Pyro-Gesetz angezeigt worden wären. Man hat als Zuschauer den Eindruck, als hätte man vor diesem Phänomen resigniert. Wie man das mit den Strafen der Bundesliga abwickelt, ist völlig im Dunkeln. Wenn es aber solche Strafen gibt, dann bezahlt sie Rapid – und schweigt und das heißt, dass Rapid diese Situation einfach hinnimmt und kapituliert.

    Beispiel 2: Spruchbänder. Diese sind nicht allein eine Sache des Blocks sondern dafür ist Rapid als Veranstalter voll im Sinne des Pressegesetzes verantwortlich. Rapid duldet die Publikation von Druckwerken, Plakaten und Transparenten im Stadion und rund um das Stadion ohne als Medieninhaber darauf zu achten, was dabei in die Welt hinausposaunt wird. Kein Redakteur in einem Medium kann irgendwas schreiben, denn der Verleger muss mit seinem Namen dafür einstehen. Würde Rapid diese Verantwortung für Publikationen während und rund um seine Veranstaltungen wahrnehmen, ergäbe sich folgendes: Der Block würde sich ein bisschen daran gewöhnen, dass es doch auch andere Regeln gibt, die nicht vom Block in einer Art von Narrenfreiheit festgeschrieben werden, eine Art Lernprozess könnte eintreten. Es geht dabei keineswegs darum, die Transparente zu verbieten. Es geht darum, die Leute daran zu gewöhnen, dass man Regeln einhalten muss und dass es keinen rechtsfreien Raum gibt, wenn man das Stadion betritt.

    Beispiel 3: Gewalt. Jede religiöse Gruppe hat ein Geheimnis. Jenes des Block-West (und anderer fußballerischer „Kampftruppen“) ist Gewalt. Diesbezüglich verhält sich der Block wie die Mafia. Man führt ein Doppelleben. Im Stadion zeigt man sich von der besten Seite, was aber dahinter steckt, bleibt dem Publikum verborgen. Die Polizei kann darüber ein Lied singen. Gestern gab es wieder einige Festnahmen rund um das Derby, wobei zwischen den grünen und violetten Randalierern keinerlei Unterschied besteht; die sind aus demselben Holz geschnitzt. Rapid hat in dieser Dimension der „Fankultur“ überhaupt keinen Einfluss mehr (so wie in den Pyro-Belangen) es wird einfach nicht darüber gesprochen.

    Nach meiner Ansicht müsste man die gesamte Gruppe behutsam an Regeln gewöhnen. Schwierig, weil der Zusammenhalt der Gruppe genau dadurch gegeben ist, ebendiese zu übertreten (und dadurch zu einer verschworenen Gemeinschaft zu werden), egal welche Regeln es gerade ist. Aber wenn das dann geschieht und eine Regel wird nicht eingehalten, dann ist es eben ein Teil der Regel, dass auch gleichzeitig die Konsequenzen bekannt gegeben werden. Und die muss man dann leider auch durchziehen. Es ist wie ein Spiel. Man weiß, was droht, missachtet es, dann folgen Sanktionen, die für beide Seiten schmerzlich wären. Aber so ist die Welt, etwas Besseres ist uns noch nicht eingefallen.

    Du siehst, ich bin ein entschiedener Gegner von Religionen aller Art. Es gibt nur eine Wahre, die der KDFSM – und Rapid natürlich. Womit bewiesen wäre, dass man immer ein bisschen religiös ist, auch wenn man das gar nicht will. Im Block ist man es eben deutlich mehr. Da bei Religion aber die Vernunft Ausgang hat, hilft nur Gegengewalt, oder eben tolerieren wie Rapid das tut.

    Ich glaube daher, dass der beste Weg Gespräche zwischen den Block-West-Capos und anderen Rapid-Protagonisten ist wie Du einer bist, zum dem sie Vertrauen haben können. Man muss dabei immer bedenken, dass religiöse Haltungen nicht verhandelbar sind. Daher stelle ich mir solche Gespräche sehr schwierig vor. Was der Block braucht sind „Feinde“. Die muss man ihm geben, vielleicht sogar als ein „Placebo“, das den Platz des aktuellen Feindes Nummer 1 „Max Entrup“ einnehmen kann. Die gemeinsame Idee „Rapid“ genügt nicht für diesen Zusammenhalt. Diese Idee „Rapid“ tragen wir alle im Herzen und dennoch würden wir nie diesen jungen Spieler Max Entrup angreifen. Aber wir haben auch nicht die Aufgabe, einen Block aus 8000 Personen zusammenzuhalten.

  3. Lieber helge,
    Ich bin voll deiner Meinung es ist sehr schade das man sich unter den eigenen Fans prügeln muss.
    Und neue Spieler so gemein auspfeifen muss das hat nichts mit Fan sein zu tun.jeder verdient eine faire Chance.
    Ich stelle mich aus diesem Grund niemehr in den Block West weil man dort Angst haben muss

  4. Lieber Helge! Das sind endlich mal klare und richtige Worte! Die hätten von unserer Vereinsführung schon längst gesprochen werden müssen. Ich bin seit Jahrzehnten Rapidlerin und schäme mich für manche Aktionen der West! Das hat mit Fan – Sein nichts mehr zu tun. Was mit Entrup aufgeführt wird ist doch echt traurig! Wenn er als Kind mal bei der Austria war, na ja. Er hat sich ja nun für den richtigen Verein entschieden!

    Grün weisse Grüße von Margit G.

  5. Gewalt ist nicht akzeptabel gegen einen Spieler. Friedlicher Protest dagegen sehr wohl! Und es gibt eben viele, die einen „ehemaligen“ Austriafan nicht in der Mannschaft wollen. Ich gehöre auch dazu!

    1. Wenn ihm die Austria so wichtig wäre hätte er auf das Engagement bei Rapid verzichtet. Gebt ihm einfach die Chance seine Leistung zu bringen! Gewisse „Fans“ suchen nur nach Gründen um ihre aufgestaute Wut zu entladen…das Stadion ist der falsche Platz dafür!

  6. Danke Helge, du hast ja so recht!
    Leider haben wir Grünweißen – weil die meisten Fans in Österreich – auch die meisten Idioten darunter. Und leider ist die Vereinsführung zu zögerlich, die gehören ganz einfach ausgeschlossen, alle und das für mehrere Jahre!
    LG Sigi aus Salzburg

  7. dem jungen entrop keine chance zu geben ist unfair.habt ihr in eurer kindheit keine fehler gemacht? er ist ja jetzt beim richtigen verein der?

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